Zukunftsfit? Agenturen nachhaltig gestalten
Ein praktischer Leitfaden
Nachhaltigkeit ist, das wissen wir, längst mehr als ein Trend – sie ist eine Notwendigkeit. Besonders in der Werbung und Kommunikation wird die Verantwortung für ökologische und soziale Aspekte immer zentraler. Agenturen stehen dabei vor der Herausforderung, nachhaltiges Handeln zu unterstützen, und sitzen an wesentlichen Hebeln. Dabei gibt es zwei Richtungen, die für Sie relevant sind: Das eigene Handeln und die Arbeit für Kundinnen und Kunden.
Kreativbetriebe tragen durch ihre Arbeit an Kampagnen und Werbemaßnahmen eine große Verantwortung. Nachhaltigkeit beginnt im eigenen Tun. Denn nur, wenn wir bei uns selbst beginnen, gelingt es auch unsere Kundinnen und Kunden wirkungsvoll zu unterstützen, ohne in die Falle des Greenwashings zu tappen. Widmen wir uns den beiden Richtungen: dem eigenen Handeln und der Arbeit für Kundinnen und Kunden. Diese teilt sich in die Bereiche Kreation und Produktion – ein weites Feld, das beackert werden muss, um Agenturen und Auftraggeberinnen und -geber zukunftsfit zu machen. Denke ich darüber nach, wie wir „das mit der Nachhaltigkeit“ angegangen sind, dann kann ich keinen präzisen Startpunkt für unsere nachhaltigen Aktivitäten nennen. Eines ist aber sicher: Irgendwann haben wir den ersten Schritt gemacht.
Nachhaltiges Handeln muss in der kreativen Arbeit greifbar sein.
An welchen Schrauben können Sie drehen?
Bevor ich detaillierter auf Themen eingehe, skizziere ich hier grob einige wesentliche Bereiche, auf die Sie hinschauen müssen, um Nachhaltigkeit zu verinnerlichen und zu vermitteln.
- interne Abläufe: Der Start, um sich einen Überblick zu verschaffen.
- Mobilität und Energie: Ein vermeintlich einfacher Punkt, der hilft, Motivation aufzubauen.
- Kennzahlen: Schwierig für Kreative, aber essenziell (z. B. Papier- und Stromverbrauch …).
- Kreativität und Design: Denken Sie in langfristiger Kommunikation!
- Produktion: Wählen Sie Ihre Lieferantinnen und Lieferanten mit Bedacht.
- Transparenz und Authentizität: Kein Mensch vertraut mehr dem Marlboro-Cowboy.
- Digitalisierung: Sie wirkt nach innen wie nach außen.
Doch nun ins Detail
Ich muss gestehen, wir haben seinerzeit nicht mit einer Bestandsaufnahme begonnen. Vor etwa 17 Jahren haben wir ein verantwortungsvolles Energie- und Ressourcenmanagement etabliert und den Energieverbrauch durch die erste Photovoltaikanlage, energieeffiziente Geräte und den Bezug von erneuerbaren Energien gesenkt. Aus heutiger Sicht – ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Neben Energie gehören auch Mobilität und Beschaffung dazu: Dienstreisen minimieren, Reiserichtlinien einführen, umweltfreundliche Alternativen wie öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder Fahrräder nutzen. Arbeiten Sie mit Lieferantinnen und Lieferanten, die zertifizierte Nachhaltigkeitsstandards wie Cradle to Cradle erfüllen, und achten Sie auf kurze Transportwege. Verzichten Sie auf Mittagessensbestellungen und etablieren Sie einen Mittagstisch (mit wechselnden Köchinnen und Köchen) im Büro oder im Team – gut für die Umwelt und das soziale Gefüge.
Verantwortungsvolle Kreativität und praktisches Tun
Nachhaltiges Handeln muss in weiterer Folge in der kreativen Arbeit greifbar sein. Ziel ist es, Kampagnen zu gestalten, die ökologische Verantwortung mit kreativer Kompetenz vereinen.
- Schaffen Sie modulare Designs, die sich leicht anpassen lassen.
- Entwickeln Sie Layouts und Werbemittel, die langfristig nutzbar sind.
- Um erfolgreich zu kommunizieren, muss das Rad nicht „täglich“ neu erfunden werden: Ein sauberes Corporate Design bindet durch Transparenz und Authentizität Kundinnen und Kunden.
Apropos Transparenz und Authentizität: Vermeiden Sie Greenwashing durch klare, überprüfbare Aussagen. An dieser Stelle möchte ich auf die Thematik „Kennzahlen“, wie Papier- oder Stromverbrauch, gefahrene Terminkilometer etc., hinweisen. Um transparent zu kommunizieren, ist es nötig, für Kundinnen und Kunden nachvollziehbare Zahlen zur Verfügung zu stellen. Ein Umstand, der kunden- wie agenturseitig Entwicklung braucht. Denn ohne valide Zahlen (über eine Wesentlichkeitsanalyse oder im Minimalfall über das WKO-ESG-Cockpit) tappen Sie ungebremst in die Greenwashing-Falle.
Setzen Sie sich auseinander!
Auch hier gilt: Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Abläufe Ihrer Agentur und in weiterer Folge jener Ihrer Kundinnen und Kunden. Hinterfragen Sie Maßnahmen. Klar ist es verlockend, gleich mal „Ja“ zu sagen, wenn das Gegenüber mit einem neuen Projekt lockt. Doch vertrauen Sie mir: Es tut nicht weh, ein zweites Mal hinzusehen, sondern stärkt Ihre Kompetenz und Professionalität.
Digitalisierung? Zum Nachdenken!
Und wenn das alles nicht reicht? Dann wird die Digitalisierung den Planeten retten. Den Eindruck kann man manchmal gewinnen. Und ja, digitale Lösungen werden uns unterstützen, Herausforderungen zu meistern, aber davon abgesehen bietet der digitale Raum enormes Potenzial für nachhaltige Ansätze. Hier können nicht nur Kosten, sondern auch Ressourcen eingespart werden.
Reduzieren Sie die Größe von Bildern und Videos auf Websites, um Energieverbrauch und Ladezeiten zu senken. Präzisieren Sie Ihr Targeting und minimieren Sie so Streuverluste durch gezielte Ansprache der Zielgruppen. Das spart Budget und reduziert den CO₂-Fußabdruck. Setzen Sie auf Green Hosting und, so verlockend es ist: Nutzen Sie KI-Tools nur, wenn Sie diese wirklich brauchen! Denn auch wenn viele die Möglichkeiten – aus meiner Sicht – überschätzen, ist und bleibt die KI, wenn wir sie verantwortungsvoll nutzen, ein Werkzeug. Oder kennen Sie etwa einen Maurer, der nur weil er einen Hammer hat, rund um die Uhr Nägel einschlägt?
Verantwortung als Erfolgsfaktor – der nächste Schritt
Daher gehen Sie bitte verantwortungsvoll mit Ihren Werkzeugen um! Nutzen Sie diese, um Ihr Unternehmen fit zu machen und neue Services für Kundinnen und Kunden zu entwickeln. Egal ob Berichtspflicht oder Freiwilligkeit, egal ob Werbekampagne oder Unternehmenskommunikation – das Thema Nachhaltigkeit wird das Geschäftsleben und unsere Angebotsbereiche längerfristig prägen. Das ist richtig und wichtig, weil die Kundinnen und Kunden unserer Auftraggeberinnen und -geber eine saubere Kommunikation, Offenheit und Ehrlichkeit (zu Recht) erwarten.
Niederschwellig können sicherlich einige von uns schon erste Maßnahmen umsetzen und auch anbieten. Geht es ums sprichwörtliche „Eingemachte“, dann kann man sich bei unterschiedlichen Instituten fundiert weiterbilden. Auch online gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Sie auf dem Weg zu verantwortungsvoller Unternehmenskommunikation – denn da wollen wir wirklich hin – unterstützen. Sie sehen: Die Auseinandersetzung mit nachhaltiger Kommunikation ist mittlerweile unerlässlich. Der Quick-Check im Infokasten hilft Ihnen bei einer ersten Bestandsaufnahme.