interactive advertising bureau (iab) austria
Größte Interessenvertretung der Digitalwirtschaft

iab austria-Geschäftsführung Ursula Gastinger im Gespräch mit Fachgruppenobmann Andreas Kirnberger
In einer neuen Serie stellen wir wichtige Serviceorganisationen ins Rampenlicht. Wir beleuchten ihre Aufgaben sowie Ziele und welche Berührungspunkte es zwischen ihnen und den Mitgliedern der Fachgruppe gibt. Los geht’s mit dem iab austria!
Als größte Interessenvertretung der Digitalwirtschaft setzt sich das iab austria für die Standortentwicklung und Wettbewerbsgerechtigkeit ein. Es ist Teil des internationalen Netzwerks des Interactive Advertising Bureau (IAB), das in über 45 Ländern vertreten ist. Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit dem IAB Europe, das als Dachverband die Interessen der nationalen IAB-Organisationen bündelt und europäische Standards für digitales Marketing und Werbung setzt. Sowohl die Entwicklung einheitlicher rechtlicher und technischer Standards als auch umfangreiche Aus- und Weiterbildungsprogramme unterstützen die heimische Digitalwirtschaft im globalen Wettbewerb. Publikationen und Veranstaltungen fördern den Wissensaustausch und die Vernetzung. Mit dem iab webAD verleiht das iab austria den wichtigsten Award der Digitalwirtschaft, der Benchmarks definiert und inspirierende Bestleistungen vor den Vorhang bittet.
Das iab austria deckt die gesamte Wertschöpfungskette der Digitalwirtschaft ab.
Geschäftsführerin Ursula Gastinger steht Obmann Andreas Kirnberger in diesem Gespräch Rede und Antwort. Da sie einander kennen, sind sie per Du.
Andreas Kirnberger: Welche Zielgruppen sprecht ihr mit eurer Arbeit an?
Ursula Gastinger: Das iab austria deckt die gesamte Wertschöpfungskette der Digitalwirtschaft ab und ist die gemeinsame Interessenvertretung von Medien, Vermarktern, Agenturen und technischen Dienstleisterinnen und Dienstleistern. Diese Interessengruppen sind repräsentativ im Vorstand des iab austria vertreten.
Welche Arbeitsgruppen gibt es und was haben sie sich zum Ziel gesetzt?
Arbeitsgruppen formieren sich nach aktuellen Erfordernissen und Entwicklungen, derzeit sind zehn aktiv. Ständige Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit Bereichen wie Ausbildung, Veranstaltungen, Public Affairs oder dem iab webAD. Eine eigene Gruppe ist der Online-Vermarkterkreis, der die Interessen der Medien und Vermarkter vertritt. Die jüngste Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit dem stark wachsenden Segment Retail Media. In den Arbeitsgruppen ist spezifische Expertise gebündelt. Sie erarbeiten Publikationen, bespielen Veranstaltungen inhaltlich und formulieren mit ihrem Fachwissen allgemeingültige Standards. Zudem stehen sie mit internationalen Schwesterorganisationen im Austausch und garantieren dadurch die internationale Perspektive.
Wo siehst du Berührungspunkte zwischen unseren Mitgliedern und euren?
Durch die Gesetzeslage ist nahezu jedes Mitglied des iab austria auch Mitglied der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation. Als privatwirtschaftlich organisierte und stark spezialisierte Interessenvertretung erarbeitet das iab austria Inhalte und Angebote, von denen alle Mitglieder der Wirtschaftskammer profitieren. Starke Synergien finden sich in der Aus- und Weiterbildung. Von den Angeboten des iab austria profitiert die gesamte Kommunikationsbranche.
Ich komme nochmals auf die Ausbildung zurück. Was bietet ihr hier an?
Gemeinsam mit den Schwesterverbänden IAB Switzerland und Bundesverband Digitale Wirtschaft bieten wir seit mehreren Jahren den multinationalen „Digital Marketing – Grundkurs DACH“ an, der Arbeitgeberinnen und -gebern eine wesentliche Orientierung über die Qualifikation gibt. Zahlreiche Masterclasses wenden sich an Digitalexpertinnen und -experten, die ihr Wissen in spezifischen Bereichen, wie barrierefreie Websites oder Podcast-Marketing, vertiefen möchten. Weiters können anerkannte Fachkräftezertifikate für Programmatic Buying und Programmatic Selling erworben werden.
Wie hat sich die digitale Werbelandschaft in Österreich in den letzten Jahren entwickelt?
Es gibt keine nichtdigitale Werbemaßnahme mehr. Digitale Kommunikation steht im Zentrum jeder Kampagne. Mediengattungen wie Fernsehen folgen durch neue Tools wie TV-LOAD zunehmend digitalen Metriken. Gleiches trifft auf Außenwerbung zu, die mit Digital Out of Home innovativ in die Zukunft geht. Retail Media erobert den Markt und schafft neue Touchpoints und Interaktionsmöglichkeiten mit Konsumentinnen und Konsumenten.
Welche aktuellen Herausforderungen siehst du für die österreichische Digitalwirtschaft?
Die österreichische Digitalwirtschaft steht vor Herausforderungen wie Fachkräftemangel, strengen Regulierungen und der Notwendigkeit nachhaltiger digitaler Lösungen. KI und Automatisierung verändern Geschäftsmodelle, während sich Unternehmen an neue Plattformen und verändertes Nutzerverhalten anpassen müssen. Lokale Marken stehen unter Druck, sich im Wettbewerb gegen internationale Player zu behaupten. Um zukunftsfähig zu bleiben, sind Innovation, gezielte Investitionen und eine flexible Digitalstrategie entscheidend.
Bei KI stehen wir erst am Beginn einer nachhaltigen und langfristigen Entwicklung.
Welche Trends und Technologien werden deiner Meinung nach die digitale Werbung in den nächsten fünf Jahren maßgeblich beeinflussen?
Bei KI stehen wir erst am Beginn einer nachhaltigen und langfristigen Entwicklung. Gleiches gilt für Retail Media, dem eine bedeutende Rolle in der Kommunikation mit Verbraucherinnen und Verbrauchern zukommen wird. Die Grenzen zwischen klassischem TV und digitalen Angeboten werden weiter verschwimmen, was sich bereits jetzt im Erfolg der Sendermediatheken abzeichnet. Podcasts haben Fuß gefasst und werden sich weiterhin positiv als On-Demand-Medium entwickeln.
Wie siehst du die aktuelle Marktsituation für digitale Werbung in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern?
Bei der Monetarisierung von Inhalten gibt es noch große Potenziale. Die Medienförderung in Österreich muss zeitgemäß neu konzipiert werden, um mehr digitale Neugründungen zu ermöglichen und auch Vermarkter zu umfassen, die technologische Innovation, Forschung und Entwicklung vorantreiben.
Wie wichtig ist Programmatic Advertising in Österreich und wohin entwickelt sich dieser Bereich?
Mit dem iab Programmatic Day geben wir jedes Jahr einen umfangreichen Überblick zum Status quo und zu den aktuellen Entwicklungen. Programmatic Advertising ist etabliert und es haben sich die besten Anwendungsmöglichkeiten herauskristallisiert. Das iab austria unterstützt die Branche, die hohe Qualität von Digitalwerbung in Österreich mit den Vorteilen der programmatischen Werbung in Einklang zu bringen.
Gibt es neue Werbeformate oder Plattformen, die deiner Meinung nach in den nächsten Jahren besonders an Bedeutung gewinnen werden?
Retail Media und Video sind zwei Formate, die vor dem Hintergrund des Medienkonsumverhaltens konstant stark wachsen werden. Streaming-Dienste wie Netflix, Disney+ oder Amazon Prime Video setzen zunehmend auf werbefinanzierte Modelle. TikTok, Instagram und YouTube integrieren immer mehr Commerce-Funktionen. Insbesondere Live-Shopping-Events, wie sie in China bereits riesig sind, könnten auch in Europa und den USA verstärkt zum Einsatz kommen. Plattformen bergen die Gefahr in sich, ein sehr kurzfristiger Hype zu sein, wie es beispielsweise bei Club House der Fall war. Auch das Metaverse konnte sich bis jetzt nicht durchsetzen.