Design zum Leben erwecken
Jungunternehmerin Lea Strubreiter

Im vergangenen Herbst fand in St. Pölten das erste Werbemonitor MEET & TALK statt. Bei dieser Gelegenheit lernten wir viele neue Kolleginnen und Kollegen kennen. Mit dabei war Lea Strubreiter, eine engagierte Jungunternehmerin.
Die 23-jährige Grafikdesignerin gründete Anfang 2024 ihr eigenes Unternehmen. Lea Strubreiter kommt aus Hochstraß und schloss 2020 die Graphische Bundes-, Lehr- und Versuchsanstalt (Zweig Grafik- und Kommunikationsdesign) in Wien ab.
Dort eignete sie sich die wichtigsten Kompetenzen an, die sie seit ihrem Abschluss tagtäglich braucht: Fachwissen, Resilienz, Kooperation und selbstständiges Arbeiten. Spezialisiert hat sie sich auf Corporate Design und Branding, was auch ihre Kundinnen und Kunden schätzen.
Werbemonitor: Was hat dich dazu inspiriert, dein Unternehmen zu gründen?
Lea Strubreiter: Verschiedene Faktoren bewogen mich dazu, mein Leben nach meinen eigenen Regeln neu zu gestalten. Agenturerfahrungen und klassische Bürojobs in meinem Fachbereich lehrten mich, dass direkte Kommunikation mit Kundinnen und Kunden essenziell ist – und dass mein Arbeitstag deutlich effizienter und fokussierter verläuft, wenn ich ihn selbst strukturiere. Das klassische Stundenmodell stellt für viele Kreative eine Hürde dar: Wir arbeiten oft schneller und Inspiration kommt nicht selten außerhalb der Bürozeiten.
Was hat es mit dem Namen Galatheia auf sich?
Galatheia (Γαλατεία) ist in der griechischen Mythologie eine Nymphe, aber auch Teil der Geschichte von Pygmalion und Galatheia, in der der Bildhauer Pygmalion eine Statue meißelt und sich in sie verliebt, wodurch diese schließlich zum Leben erweckt wird. Pygmalion war ein Künstler und ich bin Künstlerin. Und wie er versuche ich, Design zum Leben zu erwecken.
Hattest du Vorbilder, die dich besonders beeinflusst haben?
Während meiner Zeit an der Graphischen hatte ich eine herausragende Kunstgeschichte-Lehrerin. Ihre Präsentationsmethoden waren mitreißend. Diese Begeisterung begleitet mich bis heute: Ich vereine klassisches Kunstwissen mit modernem Designverständnis. Mein erster Chef prägte mich ebenso – ein sehr empathischer Mensch, der Teamgeist förderte und jeder und jedem mit Respekt begegnete.
Ich erwecke Design zum Leben.
Welche Herausforderungen hattest du in der Anfangsphase?
Die größte Herausforderung als fleißiger Mensch waren anfangs das Warten und Vertrauen. Beim Unternehmensgründungsprogramm wurde ich von einem äußerst erfahrenen Mentor begleitet, der meine Sichtweise darauf entscheidend geprägt hat. Seit der Gründung nutze ich projektfreie Phasen gezielt zur Weiterbildung und Prozessoptimierung. Die Zeit wird dadurch nicht nur überbrückt, man kehrt auch mit mehr zurück. Ich glaube, wer Vertrauen in sich selbst hat, stetig wächst, experimentiert und aus Fehlern lernt, kommt weit.
Wozu braucht man aus deiner Sicht gutes Grafikdesign in einer Zeit, in der KI scheinbar schon alles kann?
KI ist ein mächtiges Werkzeug – und wer gescheit ist, arbeitet mit ihr, nicht gegen sie. Dennoch ist KI ein Produkt menschlicher Schöpfung und kann nur Bestehendes replizieren. Innovation entsteht durch uns. Als Designerinnen und Designer sind wir besonders wertvoll, wenn wir Empathie, neue Sichtweisen und Persönlichkeit mitbringen – all das, was uns von der Maschine unterscheidet.
Was schätzt du an der Selbstständigkeit?
Die größte Freiheit in der Selbstständigkeit ist für mich die Kontrolle über meine Zeit. Zeit ist das wertvollste Gut, das wir besitzen. Meiner Erfahrung nach werden Kreativjobs bereichert, wenn man weniger arbeitet und mehr Zeit in andere Interessen investiert. Je breiter gefächert das Wissen, desto breiter gefächert ist das Verständnis, und umso reicher ist der Brunnen, aus dem man schöpfen kann. Jede Branche hat ihre eigene Dynamik, jedes Projekt ist einzigartig. Vielseitigkeit zahlt sich aus.
Wie machst du auf dich aufmerksam?
Am allerliebsten ist mir der direkte Kontakt mit Menschen, denn wir sind soziale Wesen. Man kann mit einem persönlichen Auftritt meist schneller überzeugen als mit Arbeiten alleine. Ein Kontakt führt zum nächsten und Netzwerke entstehen oft unerwartet.
Was ist dir in der Zusammenarbeit mit Kundinnen und Kunden wichtig?
Bei der Zusammenarbeit ist mein größtes Anliegen, dass wir am selben Strang ziehen und gemeinsam gewinnen. Ich unterstütze meine Kundinnen und Kunden dabei, eine klare Vision zu entwickeln, und ich stelle eigene Guides und Materialien bereit, um diesen Prozess zu erleichtern. Ich möchte, dass sie bekommen, wofür sie bezahlen, weshalb ich mich gerne als „Grafikerin auf Guthaben“ bezeichne, denn meine Stunden verfallen nicht. In einer Zeit, in der wir für viele ungenutzte Abos zahlen, möchte ich genau das vermeiden.
Was war der merkwürdigste Ratschlag, den du je bekommen hast, der aber vielleicht sogar funktioniert hat?
„Warte ab, vertraue und konzentriere dich auf dich selbst.“ Diese Weisheit meines Unternehmensgründungsberaters begleitet mich bis heute.
Was wird in unserer Branche künftig wichtig sein?
Die Werbebranche steht vor großen Herausforderungen. Das smarte Arbeiten von Mensch und KI für effizientere Prozesse, Analysen und Lösungsansätze. Verständnis für Zielgruppen und Kundinnen und Kunden, das über Datensätze hinausgeht. Unternehmen, die echte Werte vertreten und diese konsequent leben. Konsum war noch nie so politisch wie heute!