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Kreative Kreisläufe

Wo sich Werbung und Ressourcenmanagement treffen

Ein spannender Austausch  über  Berührungspunkte und die gemeinsame Schnittmenge in der Wirtschaftskammer Purkersdorf – mit Obmann Andreas Kirnberger, Obmann-Stv. Timm Uthe, Chefredakteurin Sabine Wolfram und Obmann Thomas Kasper (v. l.)

In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein immer mehr in den Fokus der Gesellschaft rücken, wird es zunehmend wichtiger, dass Branchen zusammenarbeiten, um innovative Lösungen zu entwickeln, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch nachhaltig sind. Wie kann das gehen? Ein Austausch über gemeinsame Berührungspunkte, Ansätze und Ideen – und ein Ausblick.

Es ist ein herzliches Hallo in der Wirtschaftskammer in Purkersdorf. Bei dem Treffen bringen alle Gesprächspartnerinnen und -partner jede Menge Fragen, Inhalte und Ideen mit, um gemeinsame Berührungspunkte auszuloten. Mit dabei sind Thomas Kasper, Obmann der Fachgruppe Entsorgungs- und Ressourcenmanagement, Hausherr Andreas Kirnberger, Obmann der Bezirksstelle sowie der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation, sein Stellvertreter Timm Uthe und Chefredakteurin Sabine Wolfram. Wir sind per Du und stürzen uns mit Kaffee und Getränken gleich ins Gespräch.

Werbemonitor: Thomas, bitte stelle dich vor – was macht ihr als Fachgruppe? Wieviele Mitglieder habt ihr und in welchen Bereichen sind diese tätig?

Thomas Kasper: Ich bin Obmann der Fachgruppe Entsorgung und Ressourcenmanagement. Wir servicieren viele Berufszweige. Zu uns gehören die klassischen Abfallsammler- und behandler, die Abwasser- und Klärschlammbehandler,
Altfahrzeugverwerter, Entrümpler, Deponiebetreiber sowie der Winterdienst, die Schneeräumer und noch einige mehr. Wir haben 1850 Mitglieder in Niederösterreich und sind die größte österreichische Fachgruppe in diesem Bereich, dementsprechend vielfältig sind unsere Themen.

Wo siehst du Berührungspunkte unserer Fachgruppen?

Wir haben eine externe Agentur, die uns bei unserer Imagekampagne begleitet. Hauptthemen der Social-Media-Kampagne sind die Sustainable Development Goals (SDGs), die mit Postings, Videos und mehr erklärt werden. Hinzu kommt „Obmann on Tour“, bei dem wir Mitgliedsbetriebe besuchen, daraus entstehen ein YouTube-Video und viele Reels. Die SDGs sind der schöne rote Faden, den wir als Kommunikationsinstrument verstehen, und genau diese sehe ich als Anknüpfungspunkt. Einbringen möchte ich noch einen weiteren Punkt:  Für die Baubranche und die Industrie gibt es bereits einen SDG-Guide, verfasst vom Global Compact Network Austria. Wir sind als Fachgruppe gerade dabei, ein SDG-Tool für unsere Betriebe zu erstellen. In dem Zusammenhang möchten wir andere Fachgruppen dafür interessieren und das Tool entsprechend modular aufbauen. Ich sehe es als Kommunikationsinstrument und daher die Nähe zur Werbung oder zum eigenen Tun, sich zu verbessern und darüber zu reden.

Wie siehst du das, Timm?

Timm Uthe: Ich glaube, bei den SGDs haben wir eine gute Schnittmenge gefunden, für uns in der Branche und für unsere Mitgliedsbetriebe sind diese bisher noch eher unbekannt. Man hört zwar einiges, aber ich denke, dass sich viele noch schwertun, es zu verstehen: Was bedeutet das für mich und für mein Unternehmen? Die größeren Betriebe setzen sich damit eher auseinander, weil sie mitbekommen haben, dass sie es sehr bald umsetzen müssen. Aber in unserer Branche gibt es viele Einzel- und Kleinunternehmen, die sich Fragen stellen wie: Was bedeutet das, warum geht mich das überhaupt etwas an?

Insofern haben wir begonnen, eine Serie im Werbemonitor aufzusetzen, in der wir versuchen, das Thema auf einfache Art und Weise begreiflich zu machen. Was sind die SDGs und was bedeutet das für mich? Wie kann ich es für meine Kommunikation nutzen oder wie kann ich einen Mehrwert und Beratungsansatz dazu liefern, das Thema in der Kommunikation hervorzuheben? Wir wollen in der Fachgruppe dazu beitragen, dass unsere Mitgliedsbetriebe in die Situation kommen und befähigt werden, über das Thema zu reden, damit der einzelne Betrieb mit seinen Kundinnen und Kunden ebenfalls darüber reden kann.

Wir wollen sie als Influencerinnen und Influencer gewinnen, damit sie ihre Kundinnen und Kunden – und da reden wir von unheimlich vielen Betrieben in Niederösterreich – beeinflussen. Sie sollen in der Lage sein, der Kundin und dem Kunden zu erklären, was sie damit anfangen, wie sie sich entsprechend positionieren können und wie sie selbst das Thema SDGs zu einem Imagetransfer nutzen sowie ihr Unternehmen nach außen hin anders positionieren können. Das finde ich sehr interessant, als Schnittmenge zwischen unseren beiden Branchen.

Wir servicieren 14 unterschiedliche Berufsgruppen, von der Werbeagentur über die Werbemittelverteiler bis hin zur Werbearchitektin und zum Werbearchitekten. Jede und jeder hat andere Herausforderungen, wenn sie bzw. er sich mit dem Thema auseinandersetzt. Sei es rund um Verpackungen oder um Messestände. Welche Bedeutung hat das Thema Nachhaltigkeit für die Mitgliedsbetriebe?

Timm Uthe: Also ich denke, Influencerinen und Influencer sind alle, egal ob sie Dienstleisterinnen und Dienstleister sind, beraten, darüber reden oder ob sie Messestände bauen. Einen Einfluss gibt es immer: Wenn z. B. die Kundin oder der Kunde zu einer Werbearchitektin oder einem Werbearchitekten kommt und einen eher klassischen „Wegwerf“-Messestand möchte, hat es die Dienstleisterin oder der Dienstleister in der Hand, zu erklären, was zeitgemäß ist und wie man sich anders präsentieren kann. Der Messestand hinterlässt einen anderen Eindruck und es wird erlebbar gemacht, dass es kein Wegwerf-Stand ist, sondern dass Materialien verwendet werden, die sich gut wiederverwerten lassen. Ich sehe hier die große Chance, großartige Storys dahinter zu verpacken, egal ob man jetzt in der Beratung ist oder selbst ausführt.

„Ich sehe die tolle Chance, großartige Storys dahinter zu verpacken.“ Timm Uthe

Erst kürzlich haben wir bei unseren Mitgliedern verschiedene Trends abgefragt. Bei den Werbemittelherstellern etwa scheint es so zu sein, dass das Thema Nachhaltigkeit mehr in den Vordergrund rückt. Es geht nicht mehr nur um Quantitäten, z. B. bei Streuartikeln, sondern um Qualität. Die Kundinnen und Kunden bestellen eher kleine Mengen und hochwertigere Produkte. Hier zieht offenbar ein gewisses Umweltbewusstsein ein. Wo kann man aus eurer Sicht nachschärfen und in welche Richtung kann man als Kreativbetrieb noch denken?

Thomas Kasper: Vor dem Hintergrund unseres SDGs-Tools, das wir gerade entwickeln, gibt es zwei Dinge zu erwähnen. Einerseits werden wir die Themen, die für unsere Branche wesentlich sind, aufarbeiten. Weiters ist ein KI-Bot zu den SDGs geplant, mit dem man kommunizieren kann. Es soll eine Hilfestellung für den Betrieb sein, das eigene Tun zu spiegeln und ihm die SDGs zu eröffnen bzw. zugänglich zu machen.

Unsere gemeinsame Schnittmenge: die Sustainable Development Goals (SDGs).

Ihr kooperiert in Bezug auf den KI-Bot mit dem UniNEtZ. Wie hängt das zusammen?

Thomas Kasper: Mehrere Unis haben in drei Jahren zusammengetragen, welche Forschungsarbeiten sich mit den SDGs beschäftigen oder auf das Thema einzahlen. Daraus sind Maßnahmenpakete entstanden – die Optionenberichte, wie sie es nennen. Es gibt eine tolle Website, auf der sich konkrete Vorschläge mit einem Quellenverweis zu der jeweiligen Forschungsarbeit befinden. UniNEtZ hat angeboten, mit uns den geplanten SDG-KI-Bot inhaltlich zu befüllen. Das Tool soll ein Instrument für jede Einzelne und jeden Einzelnen sein, egal ob sie bzw. er einen Messestand baut, ein Video dreht, es für sich oder ihre bzw. seine Kundin und seinen Kunden nutzt. Jede und jeder kann sich einen „SDG-Portfolio-Blumenstrauß“ zusammenstellen lassen. Man kann es verwenden, um eine Strategie zu entwickeln – was will ich in den nächsten fünf Jahren machen?

Timm Uthe: Es ist ein Tool, an dem ihr arbeitet, das dann aber auch breit der Öffentlichkeit oder den Betrieben zur Verfügung gestellt wird?

Thomas Kasper: Ja, genau! Wir wollen im ersten Schritt ein kleines Tool möglichst bald fertigstellen und es unseren Betrieben zur Verfügung stellen. In weiterer Folge präsentieren wir es auch anderen Fachgruppen, um den KI-Bot weiterzuentwickeln.

Timm, welchen Eindruck hast du, wie die NÖ-Kreativbetriebe mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen?

Timm Uthe: Ich sehe Betriebe, die sehr stark das umsetzen, was ihre Kundinnen und Kunden wünschen. Sie oder er hat eine klare Vorstellung und der Kreativbetrieb versucht, das entsprechend zu liefern. Auf der anderen Seite gibt es auch jene, die sagen: Ich habe zum Thema Nachhaltigkeit meine eigene Meinung, ich habe selbst Ideen und habe Kundinnen und Kunden, die wertschätzen, dass ich Ideen einbringe, mich weiterbilde und mein Wissen in diese Partnerschaft integriere. Sie sind in der Lage, die Kundin oder den Kunden zu führen und zu sagen – hey, hast du das oder das schon mal überlegt? Andererseits fragen auch Kundinnen und Kunden danach, ohne eine konkrete Vorstellung zu haben. Und je mehr sich unsere Betriebe als Beraterin oder Berater sehen, egal aus welchem der unterschiedlichen Bereiche sie kommen, und verstehen, welche Chance darin liegt, desto mehr können sie aus der reinen Dienstleisterrolle herauswachsen. Das führt in der Branche wieder zu einem gewissen Alleinstellungsmerkmal. Und das finde ich spannend.

Das Beratungsthema ist ja bei unseren Mitgliedern sehr stark geworden, weil Kundinnen und Kunden Lösungen haben möchten, die über die klassischen Werbefragen hinausgehen. Wo siehst du hier Chancen?

Timm Uthe: Vor allem sehe ich die Chance, sich preislich anders zu positionieren. Wir kennen aus unseren Studien eine extreme Bandbreite bei den Preisen. Der Beratungsansatz hilft enorm, andere Stundensätze zu generieren. Und es macht viel Spaß, die Kundin oder den Kunden in der Form weierzuentwickeln und nicht nur ein „Handwerksbetrieb“ zu sein, der umsetzt.

Thomas Kasper: Ich sehe das ähnlich, wenn ich es von der anderen Seite betrachte. Ich erwarte mir, eben weil es so viele Möglichkeiten in der Werbung gibt und ich für meine Branche etwas tun muss, an der Hand genommen zu werden. Ich fühle mich wohler, wenn ich weiß, was passt und was nicht. Und dann bin ich ja schon mitten in der Beratung.

Timm Uthe: Wenn ich den Ball aufnehme, heißt das für mich, es hat viel mit Wissen und mit der eigenen Entwicklung zu tun. Nur wenn ich selbst als Unternehmerin und Unternehmer Wissen aufbaue und mich mit neuen Themen auseinandersetze, kann ich etwas darüber sagen.

Thomas, wie sieht das Weiterbildungsthema bei euch aus?

Thomas Kasper: Weiterbildung und -entwicklung sind bei uns ganz stark. Es ist der Kern des Unternehmertums, dass man beobachtet: Was braucht der Markt, die Kundin oder der Kunde morgen? Da gibt es einerseits Gesetze oder Verordnungen wie das Lieferkettengesetz, den Green Deal oder die Taxonomieverordnung und andererseits Trends. Nachhaltigkeit ist mehr als ein Trend, das kommt von zwei Seiten – zum einen aus dem Lifestyle und zum anderen gibt es den gesetzlichen Hintergrund. Dann gibt es noch die ideologische Dimension, einen Beitrag zu leisten – à la wir wollen die Welt retten. Wichtig ist, sich darauf vorzubereiten, dass man eine oder einer der Ersten ist bzw. dass man vorbereitet ist, wenn die Kundin oder der Kunde bestellt. Es geht nicht, zu sagen: „Ich kann mit dem Thema gar nix anfangen“, sondern man braucht ein Werkzeug, um damit zu arbeiten.

In der Bauwirtschaft gibt es den Begriff Value Engineering – gemeint ist damit: Das, was du geplant hast ist super, aber man kann es noch ein bisschen besser machen, wenn man es so und so angeht. Das bietet immer eine Chance für beide Seiten.

Thomas, was können du und deine Mitglieder dazu beitragen, um uns zu unterstützen, welches Fachwissen habt ihr, das wir brauchen?

Thomas Kasper: Die Abfallwirtschaft ist immer am Ende des Stofflebenskreislaufes, sozusagen am Ende des Lebenszyklus eines Produkts. Wir haben Rohstoffe in der Hand, und diese können unsere Betriebe  z. B. sortieren, zerkleinern und wieder Rohstoffe daraus gewinnen für die Herstellung eines neuen Produkts. Wir stoßen da ganz oft an Grenzen, sei es bei Verpackungen, Gebäuden, Textilien, weil zu viele Stoffe in der Produktion verbunden werden, die nicht mehr trennbar sind. Und dann hat man aber auch nicht mehr die Möglichkeit, das Material wieder einzusetzen, es wiederzuverwenden.

„Was braucht der Markt, die Kundin oder der Kunde morgen?“Thomas Kasper

Ich sehe in der Idee der Kreislaufwirtschaft, dass sie auch eine gedankliche Kreislaufwirtschaft oder Kommunikation entlang des Kreislaufes ist und sein muss.

Für mich heißt das, dass die oder der am Ende mit der oder dem am Anfang reden muss, z. B. beim Bauen. Die Abbrecherin, der Abbrecher mit der Architektin bzw. dem Architekten, sodass klar ist, welche Materialien verwendet werden sollen, damit diese recycelt werden können. Wie muss man die Dinge verbinden, damit wir sie auseinandernehmen können? Das hat sich in den letzten Jahren ganz stark entwickelt. Früher hatten wir Abbrecherinnen und Abbrecher und Recyclerinnen und Recycler bei Diskussionen keine Architektinnen und Architekten am Tisch sitzen. Jetzt gibt es entsprechende Forschungsprojekte. Zu deiner Frage: Ich glaube, wenn jemand Werbematerialien, Verpackungen oder einen Messestand herstellt, gibt es bei uns ein Fachwissen zu „stofflichen“ Themen – wie kann man sie zerlegen und daraus wieder einen Rohstoff machen? Das ist auch eine Herausforderung für uns, weitere Kompetenzen aufzubauen.

Wenn wir jetzt an unsere Mitglieder denken, die sich spezialisiert haben – meinst du damit, so vorzugehen?: Es gibt eine dee für eine Verpackung und die Kundin oder der Kunde hat eine bestimmte Vorstellung – im ersten Schritt sollten sie nun mit euch reden, wie recyclebar die Materialen sind, um bessere Empfehlungen auszusprechen?

Timm Uthe: Zumindest bei Spezialthemen, ich denke jetzt mal an Displays. Wenn diese z. B. für den Lebensmittelhandel gebaut werden, gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten. Genauso verhält es sich im Messebau. Das sind für mich die Ersten und Greifbarsten, bei denen man sagen kann: Da gibt‘s Fachleute, mit denen rede ich darüber, bevor wir in die konkrete Produktion gehen. In anderen Bereichen ist es wahrscheinlich leichter vorstellbar, z. B. bei Werbemitteln. Da sehe ich es als unsere Aufgabe, die Kundin und den Kunden darauf hinzuweisen: weniger ist mehr, achte auf die Qualität. Wenn ich es dazusage, habe ich mein Unternehmen wieder anders dargestellt. Im Grunde merke ich schon, wir arbeiten am gleichen Ziel, an der Weiterentwicklung, an der Wissensentwicklung – wie kann man sie transformieren und kommunizieren.

Thomas Kasper: Ja, da sind wir uns sehr ähnlich.

Wir spannen noch einen weiten Bogen bei diesem interessanten Thema und könnten noch lange weitersprechen. Danke für eure Zeit, eure Gedanken und Ideen! Fortsetzung folgt.

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