Goldener Hahn 2024: Fachjurysitzung
Erwartungen übertroffen
Mit einer Neuerung ging die Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation in diesem Jahr an den Start: Es fand zum ersten Mal eine hybride Fachjurysitzung statt. Der Großteil der Jurorinnen und Juroren kam nach St. Pölten in den Schwaighof, eine kleinere Gruppe war aus allen Richtungen zugeschalten. Welche Eindrücke nimmt die Fachjury mit und wann kommt sie geradezu ins Schwärmen?
Es gab ein herzliches Hallo von allen Seiten und der Tag startete mit einer Stärkung, bevor es an die Bewertungen ging. Von Beginn an war die Atmosphäre im St. Pöltner Schwaighof locker und entspannt. Nach einer motivierenden Begrüßung von Fachgruppenobmann Andreas Kirnberger, in der er die Bedeutung des Landespreises Goldener Hahn für die niederösterreichichen Kreativbetriebe hervorhob, ging es schon an die Beurteilung der Arbeiten.
Erste hybride Jurysitzung
Juryleiter Andreas Roffeis stand diesmal vor einer neuen Herausforderung. Die Jurysitzung fand erstmals in hybrider Form statt. Noch im letzten Jahr wurde sie rein digital abgewickelt, heuer war es eine Mischung aus Präsenz und Online-Meeting. Angereist waren die Jurorinnen und Juroren aus Wien, Nieder- und Oberösterreich, weitere Personen waren aus Deutschland, Salzburg und Tirol zugeschalten. Die Technik funktionierte einwandfrei und es entstand trotz der Distanzen ein Gemeinschaftsgefühl. In zwei Teams wurden jeweils sechs Kategorien bewertet, wobei die zweite Jurorinnen- und Jurorenrunde von Robin Enzlmüller serviciert wurde.
Die Fachjury selbst nahm ebenfalls einen sehr positiven Eindruck mit. Betont wurden die spannenden Diskussionen über die Arbeiten und der rege Austausch, der dabei hilft, auch andere Blickwinkel bei der Bewertung einfließen zu lassen.
Kategorien: Eindrücke der Fachjury
Johannes Zederbauer, Vizerektor an der NDU, meinte zu den Arbeiten in der Kategorie Out of Home: „In dieser Kategorie sind in kurzer Zeit Botschaften zu vermitteln und wirklich mutige Ansätze zu wählen. Mein Favorit hat genau das gemacht – sehr auffällig, aber dennoch mit klaren Botschaften zu arbeiten und nicht hunderttausend Elemente hinzuzufügen. ,Schön sein‘ ist nicht das Thema, sondern die Wirkung ist wichtig.“
Die Kategorie Print fasst Gregor Pichler, Unternehmer aus Linz, so zusammen: „Es gab ähnliche Projekte, die sich aber in Feinheiten unterschieden haben. Hervorzuheben sind sehr gute Aufmachungen, schöne Inszenierungen und dass großartiges Material dabei war. Man sieht, die Agenturen haben sich sehr viel Mühe gegeben.“
Ronny Kiss meint zu den Arbeiten im Bereich Digital: „Es gibt nicht mehr diese großen Differenzen, denn ich finde, alle Arbeiten sind sehr sauber gemacht. Das macht es gar nicht leicht, die verschiedenen Facetten zu entdecken und die Unterschiede festzumachen. Was früher noch reine Technik war – die Agentur hat das so und so gelöst –, das gibt es jetzt nicht mehr. Aus meiner Sicht geht es darum, den Inhalt grafisch spannender zu gestalten oder darzustellen, was sonst noch technisch an Zusatzlösungen dahintersteckt.“
Markus Raffeis, selbst Chef einer Multimedia-Agentur, auf die Frage, worauf er bei der Bewertung in der Kategorie Bewegtbild achtet: „Die Bildsprache ist für mich wie jede andere Sprache, mit der man gut kommunizieren kann. Es ist wichtig, dass viele Details beachtet werden. Es gibt eine gewisse Grammatik in der Bildsprache, dazu gehören die Linienführung, die Blickführung – wo schaue ich nach links oder rechts. Diese wichtigen Punkte beobachte ich und überlege mir, was die Filmproduentin bzw. der Filmproduzent oder Kamerafrau bzw. -mann damit aussagen wollte. Aus meiner Sicht war das Niveau unterschiedlich und ich konnte es zum Teil auch gar nicht so dingfest machen. Dennoch habe ich einen bunten und frischen Eindruck von der Kategorie mitgenommen.“ Klaus Laimer, ebenfalls online aus Salzburg dabei, hob hervor: „Die Diskussion in der Jury war sehr spannend, da einige schöne Projekte dabei waren. Es kommt viel Gutes aus Niederösterreich!“
Zugeschalten aus Deutschland war der Juror Malte Füllgrabe. Sein Eindruck über die Kategorie Event: „Die eingereichten Arbeiten waren vielfältig und inhaltlich breit gefächert. Für uns Jurorinnen und Juroren war die Entscheidung nicht einfach, aber in der Diskussion zeichnete sich doch ein Favorit ab.“
Andrea Stoidl, Geschäftsführerin des Österreichischen Werberat (ÖWR), drückt ihre Gedanken zur Kategorie Dialog Marketing so aus: „Es waren sehr gute und hochwertige Projekte dabei. Das Niveau ist hoch angesiedelt und ausgezeichnet in der Ausführung – von der Ideenfindung bis hin dazu, etwas Nachhaltiges zu schaffen.“ War aus ihrer Sicht ein Projekt dabei, das beim ÖWR landen könnte? „Nein! Ganz im Gegenteil, lauter großartige Arbeiten, die ohne diskriminierende Möglichkeiten auskommen.“
Einer, der es wissen muss, worauf es bei Public Relations ankommt, ist der ORF-Journalist Otto Stangel. Welchen Eindruck nimmt er aus journalistischer Perspektive von den Arbeiten mit? „Es gibt Arbeiten, bei denen ich das Gefühl habe, hier könnte man aus journalistischer Sicht nachfragen, hineinbohren, um mehr herauszufinden. Gerade bei der PR kommt es darauf an, wie gut sie aufgemacht ist, wie sehr sie Neugierde weckt.“ Sein Tipp, worauf er achtet: „Einerseits sind es Einzelereignisse oder -themen, die aufschlagen und die interessant sein könnten – nicht nur für mich, sondern vor allem für mehrere Leute.“
Werner Labner, ebenfalls aus Linz angereist, bewertet die Arbeiten in der Kategorie POS | Messearchitektur so: „Mein Eindruck reicht von sehr professionell bis hin zu Copy-and-paste. Eine Begeisterung haben manche Arbeiten hinterlassen, wie die Agenturen mit Kreativität umgegangen sind. Wir waren in der Diskussion alle einstimmig, was das Siegerprojekt betrifft, waren uns aber auch klar, was Themenverfehlung in Bezug auf POS darstellt.“ Paula Kirnbauer meint: „Ich fand es sehr spannend – von unglaublich auffälligen Messeständen mit großen Budgets, die extrem aus der Masse herausstechen, bis hin zu Projekten mit kleineren Budgets, unterschiedlich umfangreich, zum Teil futuristisch, teilweise sehr verspielt, sehr interessant.“
Es sind sehr gute und hochwertige Projekte dabei.
Die Kategorie Verpackungsdesign begeisterte gleich mehrere Jurorinnen und Juroren, die aus Salzburg und Innsbruck zugeschalten waren. Gregor Sams meinte: „Ich fand die Kategorie richtig stark und war von den Projekten beeindruckt, sowohl technisch als auch in Bezug auf die Ideen, die sehr spannend waren.“ Katharina Larcher dazu: „Einfach wow! Sehr kreativ und für uns sehr schwierig, sich für ein Konzept zu entscheiden!“ Anna Streitel ist sich sicher: „Ich war von den Projekten beeindruckt. Es war wirklich schwer, zu beurteilen, was das beste ist, weil alle sehr stark waren.“
Ins Schwärmen kamen die Jurorinnen und Juroren bei den Grafikdesign-Projekten. Der langjährige Juror Fritz Dungl meinte auf die Frage, warum diese Kategorie 2024 so besonders gut ist: „Ich sehe es deshalb so, weil häufig beim allerersten Blick erkennbar war, worum es geht. Es kann ein Design oder eine Grafik ästhetisch wunderbar sein, aber ich komme in Wirklichkeit nicht dahinter, welche Art von Produkt oder Service hier beworben werden soll. Und wir wissen: Die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen ist sehr kurz, d. h. ich habe nur sehr wenig Zeit, mit meinem Design durchzukommen. Da empfinde ich es als vorteilhaft, wenn man auf den allerersten Blick erkennt, um welches Thema es geht. Das war für mich das Herausstechende.“ War hier schon viel KI im Spiel? „Aus meiner Sicht noch nicht, aber es experimentieren sehr viele Grafikerinnen und Grafiker damit. Wir erhalten ja neue Regeln, in welcher Form KI zu kennzeichnen ist, wenn wir sie zum Einsatz bringen.“
Der erfahrene Juror Herbert Sojak findet es relativ schwer, für sich selbst Werbung zu machen. Er fasst seine Gedanken zur Kategorie Eigenwerbung so zusammen: „Ich finde, dass hier einige das Thema verfehlt haben, weil sie nicht auf den Punkt bringen, was sie auszeichnet. Es geht zum Teil nicht hervor, was ich als Kundin oder Kunde davon habe. Wenn das vernachlässigt wird, wenn ich nicht weiß, warum ich diese oder jene Agentur beauftragen soll, dann habe ich verloren. Man sieht bei der Eigenwerbung sehr stark, ob es jemand schafft, ihre bzw. seine Vorteile, besonderen Kenntnisse und Spezialitäten auf den Punkt zu bringen und Appetit darauf zu machen, genau dort einen Auftrag zu erteilen – oder eben nicht.“
Ganz anders denkt Herbert Sojak über die Kategorie der Königsdisziplin Kampagne: „Hier hatten alle Einreichungen ein sehr hohes Niveau, die Qualität war wirklich beeindruckend und es ist fast schwierig zu sagen, wo das eine Projekt vorne liegt oder das andere etwas weiter hinten. Die Agenturen haben sich in besonderer Art und Weise mit der Aufgabenstellung identifiziert und aus meiner Sicht eine beeindruckende Umsetzung geschafft.“
Bernd Tiefenbrunner aus Salzburg nahm folgenden Eindruck von der Fachjurysitzung mit: „Ich finde, dass die hybride Variante sehr gut funktioniert, auch wenn ich lieber bei euch in St. Pölten gewesen wäre. Trotzdem ist ein Gemeinschaftsgefühl entstanden, vor allem, als wir über die einzelnen Projekte gesprochen haben. So sollte es sein.“
Juryleiter Andreas Roffeis auf die Frage, was in der Vorbereitung auf die hybride Fachjurysitzung das Aufwendige war: „Die gesamte Konzeption und die Technik sind eine Herausforderung. Das hatten wir noch nie! Ich freue mich ganz besonders, dass es so gut geklappt hat.“
Obmann Andreas Kirnberger über seinen Eindruck zur hybriden Fachjurysitzung: „Wir verbinden damit das Beste aus beiden Welten. Wir hatten sowohl die Erfahrung der reinen Präsenzveranstaltung als auch der Onlinejurierung. Ich finde die Verschränkung großartig und wir haben wieder etwas Neues hinzugenommen. Es hat bestens funktioniert.“