Mit Videos zur Sichtbarkeit
So gelingt’s

Es ist früh morgens. Der Wecker klingelt. Die Augen sind noch nicht offen. Und doch wird schon nach dem Handy getastet. Noch im Bett wird vor dem Aufstehen schnell durch Feed und Stories von Instagram, TikTok und Co. gescrollt. Denn sie gehören zum Alltag einfach dazu: soziale Medien. Für Unternehmen bedeutet das eine riesige Chance – wenn sie gut genutzt wird.
Laut DataReportal, jener Plattform, die laufend die digitale Präsenz von Herr und Frau Österreicher evaluiert, gibt es hierzulande 7,3 Mio. aktive Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzer. 6,55 Mio. davon sind älter als 18 Jahre. Hoch im Kurs stehen dabei YouTube (7,3 Mio. Userinnen und User), gefolgt von Instagram und Facebook (beide je 3,25 Mio. Userinnen und User), LinkedIn (2,7 Mio. Userinnen und User) und TikTok (2,33 Mio. Userinnen und User).
So entsteht der Vertrauensvorschuss
Für Firmen bedeutet das eine große Chance. Denn sie können sich ein spannendes Phänomen zunutze machen: die para-soziale Bindung. Was so sperrig klingt, bedeutet vereinfacht ausgedrückt, dass durch die konstante Präsenz einer Marke auf Dauer ein Gefühl der Vertrautheit erzeugt wird. Userinnen und User „glauben“, das Gegenüber zu kennen, auch wenn es in Wahrheit nicht so ist. Die Präsenz führt zu einem Vertrauensvorschuss, wodurch die Kaufbereitschaft steigt. Dieser ist enorm wichtig. Denn Studien zeigen, dass Menschen heute ihre Entscheidung zu 80 Prozent bereits getroffen haben, ob sie bei einem Unternehmen kaufen oder nicht, bevor sie mit diesem überhaupt in Kontakt getreten sind. Die parasoziale Bindung funktioniert übrigens besonders gut, wenn die Marke mit einer Person verknüpft ist.
Video ist King – noch immer
Doch auf welchen Content soll man setzen, um potenzielle Kundinnen und Kunden auch tatsächlich zu erreichen? Die Antwort ist simpel: Bei Instagram, Facebook und TikTok sind Videos das Mittel der Wahl. Nur auf LinkedIn performen Bewegtbilder schlechter als Fotos und Texte.
Das mag der Algorithmus
Damit Videos – oder Content ganz allgemein – wirklich ausgespielt werden, gibt es ein paar Regeln, die plattformunabhängig unbedingt beachtet werden sollten. Das Wichtigste: Konsistenz ist der Schlüssel zum Erfolg. Jeder gepostete Content muss sich um einen Themenkreis drehen – und zwar um jenen, der die Zielgruppe interessiert. Wer heute ein Katzenvideo, morgen ein Video über seine Firma und dann ein Video zu irgendeinem Trend postet, verwirrt den Algorithmus.
So findet man geeignete Themen
Das Marketing-Mantra „Kenne deine Zielgruppe“ gilt also auch in den sozialen Medien. Hat man diese identifiziert, geht es an die Themenfindung. Und die ist leichter, als viele glauben. Wer seinen Kundinnen und Kunden aufmerksam zuhört, bekommt täglich eine Fülle an Ideen. Es sind die vielen Fragen, die immer wieder auftreten, die Einwände, Unsicherheiten, Fehlannahmen. Aber auch jene Dinge, die man – ebenfalls mantraartig – seinen Kundinnen und Kunden immer wieder erzählt. Im Fokus dabei sollte die Frage stehen: Was hat meine Zielgruppe von meinem Post und welches ihrer Probleme löse ich?
Planung ist die halbe Miete
Als Nächstes geht es an die Planung: das „Scripten“, wie es im Fachjargon heißt. Das Wichtigste dabei ist der Einstieg – der berühmte 3-Sekunden-Hook. Der „Haken“, der die Nutzerinnen und Nutzer beim Scrollen stoppt. Und der ist bei Videos essenziell. Idealerweise verfügt ein Video zumindest über einen visuellen und einen Text-Hook. Das kann eine schnelle Bewegung sein, eine hineinfliegende Schrift, etwas Grelles oder etwas völlig Unerwartetes. Danach muss die Userin oder der User wissen, worum es im Video geht – ohne die Pointe zu verraten. Eine Art Sneak Peek, die neugierig macht. In die Mitte gehört die eigentliche Geschichte. Gefolgt vom Pay Off, dem Mehrwert für die Userin und den User, und dem Call to Action (CTA). Auf Letzteren wird übrigens gerne vergessen. Ist die Story fertig erzählt, muss das Video abrupt enden. Wer nach dem CTA noch Sekunden verschenkt, sorgt für eine verkürzte Watchrate (also wie lange das Video angesehen wird). Das wiederum führt zu einer geringeren Ausspielung des Videos.
Mein Tipp: Um die Watchrate zu erhöhen, kann man ein Video auf „Loop“ schneiden – also ohne klar erkennbaren Anfang und Ende. Das funktioniert besonders gut bei kurzen Videos (fünf bis acht Sekunden). Denn die meisten Plattformen wiederholen Videos automatisch. Dazu schneidet man Musik so, dass sie zur Dauerschleife wird.
Apropos Musik: Unternehmen dürfen für ihre Videos ausschließlich lizenzfreie Musik verwenden, unabhängig von der Länge und ohne Ausnahme. Auch dürfen sie nur Videomaterial verwenden, das tatsächlich ihnen gehört und für das sie explizit das Bearbeitungsrecht haben.
Videos müssen übrigens nicht immer hochglanzproduziert werden. Ein Smartphone, ein Ansteckmikro und natürliches Licht reichen oft aus. Das Wichtigste ist, einfach zu beginnen. Videos werden ohnedies besser, je öfter man sie produziert. Und Userinnen und User schätzen es, wenn man sie mit auf die Entwicklungsreise nimmt.