Warum buchhalten mehr ist, als nur ein Buch zu halten
Profi engagieren!
Google wirft beim Suchbegriff „Buchhaltungssoftware Österreich“ in 0,43 Sekunden ca. 76.400 Ergebnisse aus. In dieser doch leicht erhöhten Zahl der Treffer die für sich richtige Software auszuwählen, und das möglicherweise auch noch am Anfang einer unternehmerischen Tätigkeit, ist meines Erachtens nahezu unmöglich.
Manchmal kommt das Buchhaltungsprogramm gleich mit der Kassensoftware mit. Wenn diese günstig ist, denkt man, dass man sich gleich etwas gespart hat. Viele Personen verwenden Excel oder ein ähnliches Programm, um damit die Einnahmen und Ausgaben aufzuzeichnen. Das ist grundsätzlich eh schön und gut, nur leider sehen das die Damen und Herren vom Finanzamt meistens ein wenig anders. Das Problem dabei ist, dass Buchhaltungsprogramme, anders als Excel, mitprotokollieren, wenn eine Zeile gelöscht oder geändert wird. Ein Tabellenkalkulationsprogramm kann das nicht, weil es dafür nicht gemacht ist. Die Rückverfolgbarkeit von Änderungen ist aber das, was es ausmacht.
Kreativität und Buchhaltung geht sich nicht aus
Als Steuerberater habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich Kreativität und Buchhaltung ausschließen. Entweder ist man kreativ, dann hat schon das Wort „Buchhaltung“ allein so viel Sexappeal wie eine Darmspiegelung. Ist man „Buchhalter“, also akribisch genau und immer versucht, überall Ordnung hineinzubringen, dann ist man ganz selten kreativ veranlagt und geht in seiner Freizeit eher nicht handwerklichen oder künstlerischen Hobbys nach. Eine ganz seltene Spezies, die Belegwesen, Ordnung, geradliniges Denken und Kreativität sowie vernetztes Denken zusammenführen kann, sind manche Steuerberater, die sich einerseits mit dem an sich langweiligen Thema Buchhaltung anfreunden können und andererseits für ihre Klienten zum Teil kreative Ideen aus dem Hut zaubern müssen, um ein gerade auftauchendes Problem elegant zu lösen. Worauf ich hinauswill, ist die gute alte Redensart: „Schuster, bleib bei deinem Leisten!“ Seien Sie als Kreativer lustig, nachdenklich, anregend, witzig, zynisch oder einfach nur bunt. Buchhaltung ist nichts dergleichen, sie ist geradlinig, immer dasselbe, in immer der gleichen Reihenfolge – kurzum fad, zumindest für denjenigen, der ihre Schönheit nicht sieht.
Profis leisten immer nur dort gute Arbeit, wo sie sich auskennen!
Waren die Entscheidungen richtig?
Ein sehr alter und weiser Steuerberaterkollege sagte am Anfang meiner beruflichen Laufbahn einmal zu mir, dass ich mir einen Dirigenten vorstellen solle, der beim Blick in das vor ihm liegende Buch nicht nur die Noten sieht, sondern im Geiste das ganze Orchester spielen hört. So ähnlich werde es mir irgendwann ergehen, wenn ich die zusammengefassten Zahlen der Buchhaltung eines Unternehmens sehe. Ich würde sofort sehen, was in dem betreffenden Jahr im Unternehmen passiert ist und ob die getroffenen Entscheidungen richtig waren. Mittlerweile bin ich in diesem Stadium angekommen, nur Noten lesen kann ich leider immer noch nicht.
Der Tipp kann also nur lauten: Machen Sie Ihre Buchhaltung nur, und zwar ausschließlich nur dann selbst, wenn Sie große Freude dabei haben und beim Blick auf die Zahlen so etwas wie Freude empfinden. Wenn das jetzt nicht unbedingt auf Sie zutrifft, dann empfehle ich Ihnen, sich jemanden zu suchen, der Ihnen diese Arbeit so gut es eben geht abnimmt. Dieses Outsourcing kostet natürlich wieder Geld, doch habe ich die Erfahrung gemacht, dass gerade bei kreativen Menschen die Kreativität eine regelrechte Blockade erfährt, wenn sie sich mit langweiligen Dingen beschäftigen müssen. Der wichtigste Hinweis überhaupt ist aber: Suchen Sie sich einen Berater bzw. Buchhalter, dem Sie vertrauen und dem Sie glauben, was er sagt.
Sparringspartner suchen
Suchen Sie sich jemanden, bei dem Sie sich wohlfühlen oder bei dem Ihnen der Kaffee schmeckt. Dann haben Sie eine Win-win-Situation geschaffen: Sie brauchen sich nicht mehr mit zeitstehlenden Aufgaben herumschlagen und bekommen neben der laufenden Erstellung der Buchhaltung und der Umsatzsteuervoranmeldung auch noch den einen oder anderen Hinweis und haben im Bestfall einen Sparringspartner für die kreativen Ideen rund um Ihre Selbstständigkeit. Sollten Sie zur seltenen Spezies derer gehören, die beim Gedanken an Buchhaltung nicht automatisch auch gleich an den Zahnarzt denken und den Spagat zwischen unkreativem Zettelschlichten und kreativem Arbeiten schaffen, dann gratuliere ich von ganzem Herzen – eventuell könnten Sie über eine Umschulung zum Steuerberater nachdenken.
Buchhaltung ist also mehr, als nur Bücher zu halten. Profis leisten immer nur dort gute Arbeit, wo sie sich auskennen! Oder können Sie sich vorstellen, dass einem Steuerberater eingefallen ist, dass er guten Kaffee mit besseren Steuern verbinden könnte?